Seit 150 Tagen ist Landesbäuerin Claudia Entleitner Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Salzburg. Mit uns zieht sie eine erste Bilanz und gibt Einblicke in ihre Arbeit.
Liebe Claudia, wie hat sich dein Leben in den letzten 150 Tagen verändert?
Es ist eine unglaublich spannende Zeit und ich habe noch einmal viel mehr Einblick in die politischen Abläufe bekommen. Gleichzeitig ist es mir gelungen, mein Netzwerk noch weiter zu spannen und schon jetzt viele neue Kontakte zu knüpfen, die mich auch künftig dabei unterstützen werden, meine Anliegen für die Bäuerinnen und Bauern umzusetzen. Gleichzeitig bietet mir das Amt der Vizepräsidentin noch viel mehr Gelegenheit, etwas für die Landwirtschaft zu bewegen und die Landwirte nach außen zu vertreten.
Was ist dein großes Ziel?
Ich möchte das Verständnis und vor allem die Wertschätzung für die bäuerliche Arbeit in der Gesellschaft weiter steigern. In Zukunft soll es jedem Menschen klar sein, dass die Wiesen, Felder und Wälder Eigentum und vor allem Wirtschaftsgrundlage der Bäuerinnen und Bauern sind und hochwertige Lebensmittel aus der Region keine Selbstverständlichkeit sind. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass Praktiker in Entscheidungen eingebunden werden und so praxistaugliche Lösungen gefunden werden. Daher ist es wichtig, dass sich viele Bäuerinnen und Bauern politisch engagieren.
Ist es im bäuerlichen Umfeld leicht, Interessenvertreter zu finden und sind auch Frauen bereit, sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu stellen?
Ich sage immer: „Wer soll unsere Anliegen besser vertreten als wir selbst.“ Niemand kennt die Anliegen und Besonderheiten des bäuerlichen Lebens besser als die Bäuerinnen und Bauern. Gezielt für Bäuerinnen haben wir die Bildungsinitiative „ZAMm unterwegs“ ins Leben gerufen. Alle Frauen, die sich in ihrer Rolle als Funktionärin weiterentwickeln wollen oder sich in agrarischen und regionalen Gremien engagieren möchten können daran teilnehmen. Jetzt liegt es an uns Frauen, als positives Beispiel voran zu geben und selbst das Zepter in die Hand zu nehmen! Gleichzeitig haben wir die letzten Jahre auch dazu genutzt, Vereine und Verbände auf die „Charta für partnerschaftliche Interessensvertretung“ hinzuweisen und sie zu ermutigen, bei Neuwahlen auf Geschlechtergerechtigkeit bzw. das Reißverschlusssystem zu achten.
In Salzburger werden, wenn man jene Betriebe dazurechnet, die in Ehe- oder Lebensgemeinschaft geführt werden, knapp 50 Prozent aller Betriebe von Frauen geführt. Was machen sie anders?
Auffällig ist, dass Frauen die innovativen Geister auf den Betrieben sind. Vor allen in Bezirken, in denen die Dichte an Nebenerwerbsbetrieben hoch ist, sind die Frauen auf der Suche nach Zuverdiensten, die ihren eigenen Stärken entsprechen. Bäuerinnen, die sich aktiv als Seminarbäuerinnen um den Dialog mit Schülern und Konsumenten bemühen, „Schule am Bauernhof“ Betriebe, Green care Betriebe, etc. Sie alle entstehen meist auf Initiative von Frauen. Frauen vertrauen dabei auf ihre Stärken.
Wie ist deine weitere Schwerpunktsetzung als Landesbäuerin?
Derzeit läuft eine Umfrage, in der wir gemeinsam mit dem Maschinenring und Lebensqualität Bauernhof die Arbeitsbelastungen der Frauen am Hof erheben. Daraus werden wir unter anderem weitere Projekte erarbeiten. Es ist mir auch ein großes Anliegen, die Vielfalt die das Berufsbild der Bäuerinnen ausmacht, vor den Vorhang zu stellen und die Frauen genau dort zu unterstützen, wo sie Unterstützung brauchen. Bäuerinnen sollen auch in Zukunft mit Stolz zu ihrem Wohn- und Arbeitsplatz stehen, sich dort sowohl verwirklichen als auch Geld verdienen können und mit allen Schwierigkeiten – die aber alle Menschen betreffen – positiv in die Zukunft schauen.
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