Kürzlich besuchte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius das österreichische Parlament. Der Bauernbund nutzte dabei die Gelegenheit, mit einer starken Delegation das Gespräch mit dem Kommissar zu suchen und die Interessen Österreichs in den Fokus zu stellen.
Für den Salzburger Abgeordneten Franz Eßl standen dabei drei Themenbereiche im Vordergrund. Die großen Beutegreifer, insbesondere der Wolf, die eingeforderte Renaturierung und das Thema Forstwirtschaft. „Der Wolf ist mit einer Weide- und Almwirtschaft, so wie diese in Österreich von bäuerlichen Familienbetrieben gelebt wird, nicht kompatibel“, sagt Eßl. Er forderte eine Änderung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, damit der Wolf genauso bejagt werden kann wie etwa der Rothirsch oder die Gams. „Ansonsten wird der Wolf das Gesicht unseres Landes verändern“, warnt Eßl. Ein Schutz des Wolfes auf einem derart hohen Niveau, wie es derzeit in der FFH-Richtlinie festgeschrieben ist, sei absolut nicht mehr notwendig. Die Population sei in Europa mittlerweile so groß, dass der günstige Erhaltungszustand längst gegeben sei. Die Vorschrift, dass in jedem einzelnen Mitgliedsstaat für sich selbst der günstige Erhaltungszustand festgestellt werden muss, ist für Eßl nicht akzeptabel. „Für die Bäuerinnen und Bauern bedeutet der Wolf eine gravierende Belastung und eine erhebliche Anzahl von Betrieben hat sich schon entschlossen, die Tiere nicht mehr auf die Weide zu bringen. Das kann definitiv nicht Ziel einer vernünftigen EU-Politik sein!“
Landwirtschaft entwickelt sich weiter
Was die eingeforderte Wiederherstellung der Natur betrifft, kritisierte Eßl, dass es nicht sein kann, die bäuerlichen Betriebe wieder in die 50er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückzuversetzen. „Damals war die Bewirtschaftung aufwändig und mit viel Handarbeit verbunden. So wie alles hat sich auch die Landwirtschaft weiterentwickelt“, betont Eßl gegenüber dem EU-Kommissar. Wenn die EU eine bestimmte Art der Bewirtschaftung haben will, dann sollte sie Anreize schaffen, damit die Bauern auch so wirtschaften können. „In Österreich funktioniert es mit dem Umweltprogramm (ÖPUL) ohnehin gut“, lehnt Eßl Verbote und Zwänge ab, „weil diese nicht zielführend sind.“
Bewirtschafteten Wald erhalten
Mit Unverständnis reagierte Eßl auf die Energie- und Forstpolitik der EU. Es kann nicht sein, dass Atomenergie als grüne Energie eingestuft wird, Holz aus dem Wald allerdings nicht. „Hier hat die Europäische Kommission nach massivem Druck aus Österreich bereits reagiert und Holz aus dem Wald gilt wieder als erneuerbarer Energieträger“, so Eßl. Eine Außer-Nutzung-Stellung von einem erheblichen Teil der Waldflächen steht allerdings immer noch im Raum. „Ich halte davon gar nichts“, so Eßl in Richtung EU-Kommissar Virginijus Sinkevicius. Vielmehr ist der bewirtschaftete Wald widerstandsfähiger, geerntetes Holz speichert - je nach Verwendung - CO2 Jahrzehnte lang oder ersetzt fossile Energie, während auf den Waldflächen junge Bäume bereits wieder Sauerstoff produzieren und CO2 speichern können
„Ich denke, dass wir dem zuständigen Kommissar aus Brüssel mitgeben konnten, dass Natur- und Umweltschutz nicht gegen den Willen der Betroffenen diktiert werden kann. Natur- und Umweltschutz kann nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn sich diejenigen, die unseren Lebensraum gestalten, das sind die Bäuerinnen und Bauern, auch mit den Maßnahmen identifizieren können. Dazu braucht es praxisorientierte Maßnahmen und einen finanziellen Ausgleich von Mindererträgen und Mehraufwand“, so Eßl abschließend.
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